a b s t r a c t

Immer wieder
Der Winter ging, der Sommer kam.
Er bringt aufs neue wieder
Den vielbeliebten Wunderkram
Der Blumen und der Lieder.
Wie das so wechselt Jahr um Jahr,
Betracht ich fast mit Sorgen.
Was lebte, starb, was ist, es war,
Und heute wird zu morgen.
Stets muß die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen.
Wilhelm Busch
Rückblick
Ich sehe hinter dem Grau heute Blau,
Und ich bin milder geworden.
Ich bin nicht mehr der junge Radau
Und wehe nicht mehr aus Norden.
Es kommen die Jüngsten auch mal dahin,
Wenn sie streng Zauderndes wagen
Und fragen nach jedem »Wie ist …?« dann: »Wie bin …?«
Und werden still Danke sagen.
Joachim Ringelnatz
A — moment’s insight is sometimes worth a life’s experience.
Kunst kann nicht modern sein; Kunst ist urewig.
Egon Schiele

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.

Karl Valentin

Unsere heutige Gesetzesgebung schützt nicht die Armen und wirtschaftlichen Schwachen, sondern breitet ihre schützende Hand nur über die wirtschaftlich Starken, die Reichen und die Schlauen, Geriebenen aus. Jedes Kind, sollte man meinen, müßte bereits einsehen, daß eigentlich doch das Gegentheil der Fall sein sollte. Allein den Regierungen und Gesetzesfabrikanten in den Parlamenten fehlt selbst das –
in Unschuld ahnende kindliche Gemüt. – Sie haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht. Die Jagd nach dem Gelde, die Seuche des Mammonismus, die selbst die Besten unserer Zeit verdirbt, macht sie taub und blind gegen die Leiden des Volkes. Die Folge davon ist auf der einen Seite die stets zunehmende herzergreifende Massen-Armut, das in beängstigender und erschüttender Weise vor sich gehende Anwachsen eines riesigen Weltproletariats, auf der anderen Seite die Ansammlung von ungeheuren Riesenkapitalien in einer Hand.
Unbekannt
Quelle: Aachener Kritische Revue, 1891-94
Wer im Leben bleibt sich treu,
stellt dem Schicksal keine Fragen,
Glück ist wie das Bergwild scheu,
Du kannst den Hirsch, doch niemals Glück erjagen.
Schwäbisches Sprichwort

Spatzen und Schwalben

Es grünte allenthalben.
Der Frühling wurde wach.
Bald flogen auch die Schwalben
Hell zwitschernd um das Dach.

Sie sangen unermüdlich
Und bauten außerdem
Am Giebel, rund und niedlich
Ihr Nest aus feuchtem Lehm.

Und als sie eine Woche
Sich redlich abgequält,
Hat nur am Eingangsloche
Ein Stückchen noch gefehlt.

Da nahm der Spatz, der Schlingel,
Die Wohnung in Besitz.
Jetzt hängt ein Strohgeklüngel
Hervor aus ihrem Schlitz.

Nicht schön ist dies Gebahren
Und wenig ehrenwert
Von einem, der seit Jahren
Mit Menschen viel verkehrt.
Wilhelm Busch

Besser ohne Fest
als ohne Nest.
Deutsches Sprichwort

Natur

Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?

Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie eine Biene
Oder wie Blumen oder Wind.

Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand.
Wo immer Schiffe landen,
Finden sie immer nur Land.

Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.

Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.

Und manche Leute weinen
Vor Glück.
Joachim Ringelnatz

Die Form der Kunst ergibt sich aus dem Inhalt,

wie die Wärme aus dem Feuer.
Gustave Flaubert

Die Sonne grübelt nicht, warum sie scheine.


Sie scheint.

Ihr Leben, Künstler, sei das Deine.
Christian Morgenstern

Kunst kann nicht modern sein;

Kunst ist urewig. 
Egon Schiele

„Nie wieder!“ – sagt der Verstand.


„Jederzeit!“ – sagt die Sehnsucht.
Unbekannt

Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt.
Hugo von Hofmannsthal

Wenn der Körper sagt „Mehr!“ sagt der Geist: „Morgen“.
Konfuzius